Gabriele Löhr

Kaufbeuren, im September 97

Henry Ford: Autos kaufen keine Autos

Hausarbeit

beim bfz Kempten - Fortbildung Sozialwirt

Berufliche Fortbildungszentren der bayerischen Arbeitgeberverbände e.V.

Arbeitslosigkeit

 

Bald 5 Millionen Arbeitslose, so und ähnlich sind die Schlagzeilen in den deutschen Medien. 4,66 Millionen Arbeitslosen meldet für Januar 1997 die Bundesanstalt für Arbeit .

Dies sind alarmierende Zahlen, die die Brisanz des Themas Arbeitslosigkeit in den verschiedenen politischen Bereichen Wirtschaft-, Finanz-, und Sozial- aber auch Bildungs- und Forschungs- ebenso wie Umwelt- und Kommunalpolitik erheblich beeinflussen und zur Zeit rege auf allen Ebenen diskutiert werden.

Die Arbeitslosigkeit könnte man als offensichtliches Ungleichgewicht des Beschäftigungs-Marktes zwischen der Menge der Arbeitsangebote und Arbeitsnachfrage beschreiben. Nach der Markttheorie:

Ein Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt entsteht, wenn das Arbeitsangebot und die Arbeitsnachfrage sich beim Gleichgewichtslohn treffen.

Eine größere Arbeitsnachfrage würde, nach der Markttheorie, mit zu hohen Nominallohn zu erklären sein.

Da mittlerweile aber die Arbeitslosigkeit sich seit der letzten 30 Jahre in allen Industriestaaten als weltweites Problem fest "etabliert" und meiner Meinung nach von Wirtschaftskrise zu Wirtschaftskrise noch stufenweise erhöht hat, müssen andere Gründe zur Erklärung vorliegen.

Für die Soziale Marktwirtschaft in Deutschland bedeutet der ständige Anstieg der Arbeitslosenzahlen meiner Meinung nach auch im sozialpolitischen Bereich eine Gefährdung

 

Arten der Arbeitslosigkeit

Zunächst möchte ich jedoch die fünf Arten der Arbeitslosigkeit aufzeigen.

1. Friktionelle Arbeitslosigkeit

Hierunter versteht man die Arbeitslosigkeit zwischen Beendigung einer Beschäftigung und Beginn einer neuen Beschäftigung. Diese Arbeitslosigkeit ist immer kurzfristig und durch den ständig vollziehenden Arbeitsplatzwechsel, zu einem geringen Prozentsatz vorhanden.

2. Saisonale Arbeitslosigkeit

z.B. normalerweise im Baugewerbe durch witterungsbedingte jahreszeitlich Arbeitslosigkeit.

3. Strukturelle Arbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit, die durch die permanente volkswirtschaftliche Umformungsprozesse in der Gesellschaft bedingt ist. (regional -, branchen-, altersbedingt)

4. Technologische Arbeitslosigkeit

Wie schon oben erwähnt durch neue Technologien entstandene Arbeitslosigkeit z.B.für an- und ungelernte Arbeitskräfte

5. Konjunkturelle Arbeitslosigkeit

5.1 Keynesianische Arbeitslosigkeit

Ursache ist eine zu geringe gesamtwirtschaftliche Nachfrage, bei gleichzeitigen Überschußangebot auf dem Gütermarkt

5.2. Klassische Arbeitslosigkeit

Ursache ist ein zu hohes Lohnniveau und damit sinkende Rentabilitäten. (Lohn-Preis-Spirale)

Insbesondere die 3 letzten Arten der Arbeitslosigkeit (strukturelle, technologische und konjunkturelle) herrschen in Deutschland vor.

 

Arbeitslosenquote

Wichtig bei der Nennung von Arbeitslosigkeit ist die Berechnung der Arbeitslosenquote.Hier wird nur ein Teil der Beschäftigungswilligen als offiziell arbeitslos ausgewiesen.

Arbeitssuchende,

die nicht registriert sind (z.T. Frauen oder neu ins Erwerbsleben kommende Jugendliche)

Kurzarbeiter

Teilnehmer in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen,

Leistungsempfänger nach § 105 AFG,

Teilnehmer an Deutschland-Sprachlehrgängen,

Empfänger von Vorruhestandsgeld und Altersübergangsgeld,

aber auch ausländische Arbeitsnehmer, die wegen Arbeitslosigkeit in ihr Heimatland zurückkehren o.ä.

gelten alle als nicht arbeitslos !

Die eigentliche Arbeitslosigkeit in somit in Deutschland erheblich höher.

 

Arbeitsmarktprobleme und Arbeitslosigkeit, Strukturwandel der Arbeitsmärkte

Arbeitsmarktprobleme nehmen weltweit, wenn auch unterschiedlich zu, d.h. es entwickeln sich Diskrepanzen zwischen der Zahl und Qualität der zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze und der Zahl der arbeitssuchenden Menschen. Dies trifft sowohl für Entwicklungs- als auch Industrieländer zu.

Hierbei ist in den Industrieländern aufgrund der hohen Lohn- und Lohnnebenkosten die menschliche Arbeit inzwischen so wertvoll geworden, daß in allen Wirtschaftszweigen versucht wird, die Zahl der Arbeitskräfte zu reduzieren und Arbeitsvorgänge zu automatisieren.

Mit der Industrialisierung fand eine Verlagerung und damit Reduzierung von Arbeitsplätzen vom primären in den sekundären und in den tertiären Sektor der Wirtschaft (z. B. Dienstleistungen) statt.

Während früher jedoch der Rückgang landwirtschaftlicher Arbeitsplätze (z.B. primärer Sektor) hauptsächlich der Industrie (sekundäres Sektor) zugute kam, verliert heute auch dieser Sektor Arbeitsplätze d.h. der Anteil der industriell Beschäftigten geht in Deutschland zurück.

Früher konnten teilweise neue Arbeitsplätze in Hochkonjunkturzeiten in neuen oder expandierenden Industriebereichen und im Dienstleistungssektor geschaffen werden. An- und ungelernten Arbeitskräfte fanden jedoch, da diese Arbeiter in den neuen Bereichen nicht qualifiziert genug waren, keine Arbeit mehr.

Die Folge war eine weitere Erhöhung der Sockel-Arbeitslosigkeit.

Da mittlerweile sowohl im sekundären als auch im tertiärem Sektor durch Rationalisierung und ähnlichen Maßnahmen Arbeitsplätze reduziert werden, entsteht eine weitere neue Stufe der Arbeitslosigkeit.

Insbesonders die Gesetze des Marktes (wenn auch nicht auf Deutschland begrenzt) suchen günstige Standortbedingungen wie z.B. günstige Lohn- und Lohnnebenkosten oder günstigere Steuersätze in anderen Ländern. Dies führt zur Verlagerung der Industrie in "Billigländer". Die Folge ist eine Steigerung der Arbeitslosigkeit in Deutschland.

"Insgesamt hat die deutsche Industrie seit 1990 rund 216 Milliarden Mark im Ausland investiert und über eine halbe Million Arbeitsplätze geschaffen hierzulande wurden gleichzeitig rund 2 Millionen Arbeitsplätze abgebaut."

 

Zwei Lager

Diese Entwicklung hat für Deutschland erhebliche Auswirkungen und spaltet die Deutschen und die Soziale Marktwirtschaft in zwei Lager.

 

1. Mehr sozial orientierte Marktwirtschaft

2. Orientierung an der freien Marktwirtschaft

Erhaltung und Förderung der sozialen Standards

Konkurrenzfähigkeit International, Globalisierung, Gewinnmaximierung

"eher Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsposition"

"eher Arbeitgeberposition"

Die sozialpolitischen Maßnahmen zur Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen, zum Schutz des Arbeitsverhältnisses, zur Absicherung von Arbeitsrisiken, zur Verteilungspolitik oder sonstige sozialpolitische Aktivitäten werden deshalb auch mehr in die eine oder andere Richtung hin diskutiert.

Soziale Marktwirtschaft bedeutet: "das Prinzip der Freiheit auf dem Markt mit dem des sozialen Ausgleich zu Verbinden"

 

Soziale oder Marktwirtschaftliche Stabilität ?

Entscheidender Einschnitt in die Wirtschaftspolitik und damit die Verwirklichung der Sozialen Marktwirtschaft lieferte das Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StabG von 1967).

Mit dem "magischen Viereck" wurden Instrumente zur Globalsteuerung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts beschrieben.

Ziel ist es bei wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht durch die

In neuer Zeit gewinnt das 5. Ziel v.a. von den Gewerkschaften

und als 6. Ziel die

 

Die gesamtwirtschaftliche Stabilität in Deutschland wurde jedoch nie gleichzeitig für alle Ziele erreicht, so das eine konjunkturelle Instabilität als permanentes Problem des marktwirtschaftlichen System festzustellen ist.

Meiner Meinung nach ist die Erreichung aller Ziele auch deshalb so schwierig, weil Maßnahmen, die die Erreichung eines Ziels favorisieren oft in Konkurrenz zu anderen Zielen stehen.

 

Kettenreaktion

Die wirtschaftliche Kettenreaktion die J. M. Keynes beschrieb weniger Nachfrage von Produktion oder Dienstleistungen führt zu

Dieser Ablauf ist durch einen staatlichen Eingriff in das Marktgeschehen z. B. zusätzliche staatliche Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen insoweit zu beeinflussen, daß eine höhere Nachfrage nach Beschäftigung, die Folge ist. Nachteil jedoch ist die daraus resultierende Staatsverschuldung oder Anheizung der Inflation.

Hier müßten zunächst in Hochkonjunkturzeiten Ersparnisse gebildet werden um die Konjunktur zu dämpfen und um die Nachfrageerhöhung beim Einsetzen der Rezession überhaupt finanzieren zu können. (antizyklisch)

 

Arbeitsplätze

Durch Steuererhöhungen oder zusätzliche Abgaben und auch versicherungsfremde Leistungen wurden die Reallöhne für Arbeitnehmer in Deutschland immer geringer.

Die Hoffnung, das durch bessere Voraussetzung für Unternehmer mehr Arbeitsplätze oder Anreize für Investitionen geschaffen werden ist offensichtlich nicht eingetroffen.

Zwar hat eine Steigerung der Umsatzes (Wirtschaftswachstum) stattgefunden, jedoch bei gleichzeitigen Abbau von Arbeitsplätzen.

 

Zauberwort ?

Meiner Meinung nach stehen wir am Anfang einer neuen Ära. Waren füher Entlassungen ein Hinweis auf die Unfähigkeit des Manager so sind Stellenstreichungen dagegen heute ein Erfolgsausweis eines Unternehmens. Je mehr Entlassungen desto mehr Erfolg an den Börsen. "Shareholder Value" heißt das "Zauberwort" , das Aktionäre, Unternehmen und Banken offensichtlich immer reicher macht, während die soziale Situation und die Belastung für den Staat sich immer mehr zuspitzt . D.h. mehr Arbeitslosigkeit etc., mehr Kosten für den Sozialstaat, mehr Steuern und Abgaben zur Finanzierung der Staatsausgaben, weniger Realeinkommen und damit immer weniger Inlandsnachfrage an Produktionsgütern und Dienstleistungen.

Erschwerend ist ferner, das der Staat und die Kommunen und der öffentliche Dienst aufgrund von Finanzknappheit und Zwang zur Haushaltskonsolidierung (Abbau der Staatsverschuldung) nicht mehr, wie in früheren Jahren zur Entlastung des Arbeitsmarktes beitragen, sondern gerade mit dem Abbau des.z. T. "aufgeblähten" öffentlichen Dienstes die Situation zusätzlich verschärfen.

Inbesondere Maßnahmen z. B. zur Erreichung der Maastrichtkriterien haben gegenwärtig zur Folge, das zwar das Staatsdefizit, durch sogenannte Sparmaßnahmen und "Sparpakete" der Regierung, minimal reduziert werden. Gegenläufig verringert sich dadurch die Inlandsnachfrage (wer weniger hat, kann weniger kaufen). Eine Zunahme der Arbeitslosenzahl ist hiermit wieder vorprogrammiert !

 

Entgegenwirken !

Dieser sehr einseitigen Entwicklung sollte meiner Meinung nach von sozialpolitischer und staatlicher Seite aus entgegen gewirkt werden. Dabei meine ich nicht einseitige Eingriffe in die sozialen Standards wie z. B.

 

Wie im Grundgesetz steht :

Eigentum verpflichtet.

Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

 

Denkbar wären meiner Meinung nach z. B. :

 

Alle Möglichkeiten der Veränderung und sozialpolitischen Maßnahnen aufzuzählen und die Entwicklungen aufzuzeigen führen hier leider zu weit.

Wesentliche Forderungen sind eigentlich schon im "Magischen Sechseck" als Richtung skiziert.

Eine Stabilisierung aller sechs Ziele kann bestimmt nicht erreicht werden, wenn nur gegenseitige Schuldzuweisung, zwischen Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften erfolgen. Mit einer gegenseitige Blockade oder nur kurzfristig geifenden Maßnahmen (z.B.Sparmaßnahmen) ist eine langfristige Stabilisierung nicht zu ereichen.

Deshalb sind

alle gesellschaftlichen Akteure

aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gefordert,

den drohenden Zerfall der Gesellschaft zu stoppen.

Es liegt in ihrer Verantwortung, für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft

und damit für den sozialen Frieden zu sorgen.

 

 

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Wolfgang

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